The LostLift Database
Person: Erik Ludwig Eduard Geiershöfer/Geiershoefer
Name
Degree / academic title
Biographical data
24.05.1903
Place of birth
Place of death
Allersberg, Deutschland
Sex
männlich
Nationality
Profession
Unternehmer
Location
Allersberg -> Hamburg
Address
Allersberg, Gilardi-Haus, Marktplatz 20
ab 1939: England
ab 1946: Allersberg
ab 1939: England
ab 1946: Allersberg
copied!
Information
Mutter: Else Amalie Geiershoefer, geb. Kann
Bruder: Herbert Theodor
Ehefrau: Magda Geiershoefer
Tocher: Susanne
Unternehmen Jacob Gilardi, eines der ältesten Unternehmen für Leonische Waren (sc. Drahtgeflechte aus feinstem Messingdraht)
Die Mutter und Geschäftsführerin der Firma, Else Geiershoefer, bewohnte das Gilardi-Schloss in Allersberg. In den frühen Morgenstunden des 10.11.1938 wurde sie auf Veranlassung der Kreisleitung Hipolstein abgeholt und für etwa 10 Tage inhaftiert. Mobiliar und sonstige sich im Gilardi-Schloss befindliche Gegenstände wurden beschlagnahmt. Aufgrund von Verhandlungen durch Magda Geiershoefer wurde die Herausgabe einer geringen Anzahl von Möbeln genehmigt.
Es erfolgte die "Arisierung" (Zwangsenteignung) der Firma und des Familienbesitzes auf Veranlassung der Kreisleitung der NSDAP. Das Unternehmen kam an den Weißenburger Unternehmer Hermann Gutmann. Die Firma in Allersberg wurde nach ihrer "Arisierung" durch Hermann Gutmann in einen Rüstungsbetrieb umgewandelt, in dem in der Kriegszeit bis zu 100 in Lagern untergebrachte Zwangsarbeiter tätig waren.
Im April 1939 emigrierte Erik Geiershoefer mit seiner Familie nach England. Der Bruder Herbert Geiershoefer war nach Hamburg geangen und wanderte Ende 1938 nach Basra, Irak aus. Mutter Else ging 1938 nach Hamburg und zog dort in die Wohnung des Sohnes in der Barthstraße 6. Sie wurde am 25.10.1941 nach Lodz deportiert und dort ermordet.
Erik Geiershoefer, der die Kriegsjahre mit seiner Familie unter schwierigsten Umständen verbracht hatte, konnte 1946 nach Allersberg zurückkehren und mit dem Wiederaufbau der Firma Jacob Gilardi und der im weiteren Kriegsverlauf teilweise schwer zerstörten Gebäude beginnen. Die Wiedererrichtung des Betriebs wurde durch die Wirtschaftslage und durch gerichtliche Auseinandersetzungen mit Hermann Gutmann sehr erschwert. Mit aller Kraft setzte sich Erik Geiershoefer auch für das Wiedererwachen des demokratischen und kulturellen Lebens in Allersberg ein. Er engagierte sich in der SPD, für die er viele Jahre lang im Hilpoltsteiner Kreistag saß. Erik Geiershoefer starb im Jahr 1971 und wurde an der Seite seines Vaters Otto im Allersberger Friedhof beigesetzt. Danach übernahmen seine Tochter Susanne und deren Mann Helmut Schulenburg die Geschäftsführung. Die Firma bestand bis 2006.
Bruder: Herbert Theodor
Ehefrau: Magda Geiershoefer
Tocher: Susanne
Unternehmen Jacob Gilardi, eines der ältesten Unternehmen für Leonische Waren (sc. Drahtgeflechte aus feinstem Messingdraht)
Die Mutter und Geschäftsführerin der Firma, Else Geiershoefer, bewohnte das Gilardi-Schloss in Allersberg. In den frühen Morgenstunden des 10.11.1938 wurde sie auf Veranlassung der Kreisleitung Hipolstein abgeholt und für etwa 10 Tage inhaftiert. Mobiliar und sonstige sich im Gilardi-Schloss befindliche Gegenstände wurden beschlagnahmt. Aufgrund von Verhandlungen durch Magda Geiershoefer wurde die Herausgabe einer geringen Anzahl von Möbeln genehmigt.
Es erfolgte die "Arisierung" (Zwangsenteignung) der Firma und des Familienbesitzes auf Veranlassung der Kreisleitung der NSDAP. Das Unternehmen kam an den Weißenburger Unternehmer Hermann Gutmann. Die Firma in Allersberg wurde nach ihrer "Arisierung" durch Hermann Gutmann in einen Rüstungsbetrieb umgewandelt, in dem in der Kriegszeit bis zu 100 in Lagern untergebrachte Zwangsarbeiter tätig waren.
Im April 1939 emigrierte Erik Geiershoefer mit seiner Familie nach England. Der Bruder Herbert Geiershoefer war nach Hamburg geangen und wanderte Ende 1938 nach Basra, Irak aus. Mutter Else ging 1938 nach Hamburg und zog dort in die Wohnung des Sohnes in der Barthstraße 6. Sie wurde am 25.10.1941 nach Lodz deportiert und dort ermordet.
Erik Geiershoefer, der die Kriegsjahre mit seiner Familie unter schwierigsten Umständen verbracht hatte, konnte 1946 nach Allersberg zurückkehren und mit dem Wiederaufbau der Firma Jacob Gilardi und der im weiteren Kriegsverlauf teilweise schwer zerstörten Gebäude beginnen. Die Wiedererrichtung des Betriebs wurde durch die Wirtschaftslage und durch gerichtliche Auseinandersetzungen mit Hermann Gutmann sehr erschwert. Mit aller Kraft setzte sich Erik Geiershoefer auch für das Wiedererwachen des demokratischen und kulturellen Lebens in Allersberg ein. Er engagierte sich in der SPD, für die er viele Jahre lang im Hilpoltsteiner Kreistag saß. Erik Geiershoefer starb im Jahr 1971 und wurde an der Seite seines Vaters Otto im Allersberger Friedhof beigesetzt. Danach übernahmen seine Tochter Susanne und deren Mann Helmut Schulenburg die Geschäftsführung. Die Firma bestand bis 2006.
Comments
Primary source
StAHH 351-11_4293 Geiershöfer, Else Amalie, 1956-1965
StAHH 213-13_17215 Geiershöfer, Elsa, 1952-1952
StAHH 213-13_21037 Geiershöfer, Else, geb. Kann, Erben, 1958-1963 (Wertpapiere, Judenvermögensabgabe, Hausrat von Else Geiershoefer im Hamburg)
StAHH 213-13_21989 Geiershöfer, Erik, 1959-1962
StAHH 213-13_20987 Geiershöfer, Herbert, 1958-1964
StAHH 213-13_2149 Geiershoefer, Herbert Theodor Friedrich, 1949-1957
StAHH 213-13_17215 Geiershöfer, Elsa, 1952-1952
StAHH 213-13_21037 Geiershöfer, Else, geb. Kann, Erben, 1958-1963 (Wertpapiere, Judenvermögensabgabe, Hausrat von Else Geiershoefer im Hamburg)
StAHH 213-13_21989 Geiershöfer, Erik, 1959-1962
StAHH 213-13_20987 Geiershöfer, Herbert, 1958-1964
StAHH 213-13_2149 Geiershoefer, Herbert Theodor Friedrich, 1949-1957
Secondary source
https://www.alemannia-judaica.de/allersberg_juedgeschichte.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Gilardi
https://www.gilardi-anwesen-allersberg.de/
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&p=59&BIO_ID=2887
Podcast "Tatort Geschichte: Die Reichsprogromnach 1938: Das Martyrium der Familie Geiershoefer" https://www.br.de/mediathek/podcast/tatort-geschichte-true-crime-meets-history/die-reichspogromnacht-1938-das-martyrium-der-familie-geiershoefer/2099516
Conze, Vanessa (Hrsg.) (2025): Lange Schatten des Unrechts
Nationalsozialistische Verfolgung und ihre Nachgeschichte – Das Beispiel der Familie Geiershoefer. Schüren Verlag.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Gilardi
https://www.gilardi-anwesen-allersberg.de/
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&p=59&BIO_ID=2887
Podcast "Tatort Geschichte: Die Reichsprogromnach 1938: Das Martyrium der Familie Geiershoefer" https://www.br.de/mediathek/podcast/tatort-geschichte-true-crime-meets-history/die-reichspogromnacht-1938-das-martyrium-der-familie-geiershoefer/2099516
Conze, Vanessa (Hrsg.) (2025): Lange Schatten des Unrechts
Nationalsozialistische Verfolgung und ihre Nachgeschichte – Das Beispiel der Familie Geiershoefer. Schüren Verlag.
Online source
Assigned removal goods
- Auftraggeber:in Erik Ludwig Eduard Geiershöfer/Geiershoefer
Suggested citation
Kathrin Kleibl – Susanne Kiel (ed.), LostLift database, German Maritime Museum - Leibniz Institute for Maritime History, Person: Erik Ludwig Eduard Geiershöfer/Geiershoefer, Permalink: https://lostlift.dsm.museum/en/detail/person/6adaee76-6a4e-4ce2-a7d8-a61643c477e2 (Last modified: 11.6.2025)